Lettland: Ein Land mit „Nichtbürgern“

„Lenak brauksi, talak tiksi.“ „Wer langsam geht, kommt heil an.“ Dies ist wohl das bekannteste lettische Sprichwort, was oftmals übersetzt auch in anderen Sprachen gerne genutzt wird.
Das kleine Land im Norden Europas verzeichnet eine Einwohnerzahl von etwas mehr als 2 Millionen Menschen. Ungefähr genauso viele Menschen sprechen inzwischen auch wieder Lettisch. Auch wieder? Durch die Zugehörigkeit zur ehemaligen UdSSR fand in Lettland eine „Russifizierung“ statt
und die lettische Sprache wurde so weit zurückgedrängt, dass es im gesamten Land fast weniger Menschen gab, die Lettisch sprachen, als Menschen, welche die russische Sprache nutzten.
Dies hat sich inzwischen durch Änderungen in der Gesetzgebung und im Schulsystem umgekehrt. Inzwischen sprechen geschätzte 88 % (rund 65 % Muttersprachler) der lettischen Bevölkerung wieder Lettisch, wobei die russische Minderheit in eigenen Trabantenstädten zwei Sprachen nutzt.
Fast 38 % der Einwohner Lettlands gehören Minderheiten an

Multikulturell – der Ausdruck passt auf Lettland. Auch wenn 27 % der Minderheiten in Lettland Russen sind, finden sich viele weitere Volksgruppen in dem kleinen Land: neben Weißrussen, Ukrainern und Polen ebenso auch Tartaren, Juden und andere.
Nicht jeder erhält die lettische Staatsbürgerschaft automatisch, auch wenn er sich schon sehr lange im Land aufhält. Dieses Recht genießen lediglich in Lettland geborene Menschen oder deren direkte Nachkommen.
Aus diesem Grund hat Lettland ein Einbürgerungsverfahren entwickelt, welchem sich beispielsweise Russen, Weißrussen, Ukrainer, Tartaren und Juden unterziehen müssen.
Seien es der Widerwille, die fehlende Motivation oder andere Gründe, warum rund 300.000 Menschen diesen Test nicht ablegen möchten – sie haben in Lettland einen Sonderstatus als „Nichtbürger“ mit eigenen Pässen sowie Arbeits- und Aufenthaltsrecht.
Lettische Dialekte

Es gibt verschiedene Ansichten bezüglich der Einteilung der lettischen Mundarten, allerdings wird üblicherweise von drei Gruppen gesprochen: Thamisch, Mittellettisch und Hochlettisch. Diese drei Gruppen unterteilen sich jeweils in weitere regionale Dialekte.
Hochlettisch bedeutet hier allerdings nicht, dass dies die offizielle lettische Sprache oder sogar die Schriftsprache ist. Die lettische Schriftsprache ähnelt den mittellettischen Dialekten, welche rund um die Hauptstadt Riga gesprochen wird. Die regionale Schriftsprache ist außerdem Lettgallisch.
Die Besonderheiten der lettischen Sprache

- Wird von rund 2 Millionen Menschen als Mutter- oder Zweitsprache gesprochen.
- Entwickelte sich im eigenen Land zur Zeit der UdSSR fast zu einer Minderheitensprache.
- Enthält viele Lehnwörter aus der russischen, deutschen und schwedischen Sprache. Seit Kurzem kommen vor allem aus der englischen Sprache neue hinzu.